Dienstag, 12. März 2013

Jungfrau, Huren und Linienbusse


Jungfrau, Huren und Linienbusse

Bereits als Teenager, hatte ich meine Vorstellung der jungfräuliche Hure, die eine pure Reinheit und Erhabenheit ausstrahlte, dasjenige was auch als Königin bezeichnet wird aber genauso gut mit Begriffe wie Magd, Prinzessin oder Priesterin ausgedrückt werden kann: es steht für deine Würde, eine innerliche  Größe und als Schutzmantel auch für die Unnahbarkeit für das Primitive. Die Königin kann nicht wesentlich besudelt werden; sie ist erhaben; weil sauber und vollkommen in sich selbst.

Die Hure, da entgegen, ist eher problematisch. Sie ist nicht die Seite die Unbedingt für Lust steht, oder für billige Sex – weil gekauft und nicht aus liebe geschenkt. Auch die Hure hat eine – in meiner Sicht – höheren Stand, und ist innerlich in ihrer archetypischer Gestallt nicht wenige erhaben. In unsere Kultur allerdings, muss die Hure schlecht sein: logisch, denn wenn Männer deren Gelüste auf sie ausleben, wird deren Schuld, die Untreue und die primitive Widerlichkeit – die mancher in sich selbst findet (wirklich oder durch religiöser Zwangsgedanken) – auf die Hure projiziert. Ja, so ist die Hure Leinwand, wo wir nicht sie sehen, nicht die Person, sondern unsere Vorstellungen. Die Hure trägt eine Maske, und diese Maske heißt Objektivierung.

Es geht auch anders. Die Hure kann auch für etwas stehen, was nicht kontra Unschuld steht – als Gegenteil - sondern eher dynamisch als Gleichgewicht zur Königin aufgefasst werden kann. Dies geht allerdings nur wenn wir verstehen, dass die Prostitution nicht immer mit eine negative Haltung gegenüber Sex verbunden war. In der Antike war die Prostitution – wenn nicht schon immer, dann trotzdem sehr häufig - im sakralen Bereich angesiedelt, nämlich im Tempeldienst.

In viele Gegenden befanden sich Tempel wo Huren zu ehren der Götter sich freiwillig für eine Zeit deren Körper aufopferten, die Einnahmen wurden (teilweise) in der Tempelkasse verschwinden und zur kultische Zwecke verwendet. Je nach örtlicher Gottheit, waren die Huren Männer oder Frauen. Deren dienst war dann auch nicht an der Sichtweise der Heterosexualität verknöpft; die Frauen standen für sowohl Männer als Frauen zur Verfügung, die Männer auch. Wer doch lieber eine Frau hatte dort wo es nur männliche Huren gab, der ging einfach zum nächsten Dorf; (ja: so wurden die Linienbusse erfunden!)

Die Hure steht in dieser Sicht stellvertretend für das Sakrale in der Sexualhandlung zwischen Menschen; für die warme, intime und geile Seite der Sexualität, wo aus Liebe zur Lust, die Lust gefeiert wird in einem Umfeld, wo es keine Tabus gab, denn es war teil der Dienst an den Göttern. Im Rausch der Gefühle wird der Rauheit vom Alltag vergessen und die Verschmelzung mit dem Partner gefeiert.

Nun, als Sadist bin ich nicht gerade ein Romantiker, wenigstens nicht unbedingt in meiner Sexualpraxis – stimmt nicht ganz, aber meine Romantik ist eher kontemplativer Art, so wie die Idee der Reinheit der Königin. Deshalb will ich die Tempelprostitution nicht schön reden. Auch die kultische Hure war nicht nur den Göttern gewidmet, es sind bestimmt auch Sklaven gewesen die wegen des Geldes ausgenutzt wurden, unter der Decke der Religion. Nach der Art der Menschen werden Frauen, Mädchen und Schandknaben ausgenutzt und missbraucht sein. Hurerei war damals und ist es heut noch unlösbar mit Benutzung und Abhängigkeit verbunden. Diese Seite ist nicht edel, aber verführerisch und sie wird in unserem Denken häufig mit der Lust gekoppelt; somit wird die Lust verdunkelt.

Die Hure steht, sicherlich im Denken der Hurenläufer, für die Frau die es von Lust nicht aushalten kann und es immer härter, tiefer und brutaler braucht. Die männliche aggressive – weil Testosteron getriebene – Sexualität wird umgekehrt auf die Nutte gespiegelt; sie will genau dies; Stärke, Kraft, Wärme, Dominanz und Virilität; sie will genommen werden und wenn sie Lustgefühle dabei empfindet – real oder vorgetäuscht - bestätigt sie den Mann in seine Maskulinität. Wenn sie sich in der Verlorenheit ihrer eigenen Gefühle sexuell hingibt, wird sie zu dass, was empfängt; ihr Schoss empfängt die Schwänze, Fäuste und Säfte; sie ist Fruchtbar und schenkt leben und Freude, wie die Erde Regen aufnimmt, Feuer und Wetter verträgt aber jedes Jahr wieder Frucht des Freudenweins gibt (Muttererde ist auch Multi-Orgasmisch!)

Nicht umsonst waren die kultische Sexgötter sehr oft agrarisch oder mit dem Wechsel der Jahreszeiten verbunden und Fruchtbarkeit, Erde,  Sonne und Mond gewidmet; Demeter, Bachus, Diana, Astarte. Hier liegt auch die Verbindung mit der Hexerei. (Ich werde es Euch sparen, diesbezüglich auszuweihen.)

Für mich als Teenager, war die Hure, dass was ich  haben wollte, herrliche ungezügelte Hingabe, aber ich wollte auch die Jungfrau, die Keusche, lieblich zärtliche Blüte, die nur für mich war, und wenn sie unerreichbar war, desto herrlicher wurde sie, da sie sich – in meiner Vorstellung – ihrer Lüste die ich in sie erregte nicht vertragen konnte, außer dann in der Heiligen Bund der Einswerdung für Immer. Du Hure war ja verdorben und sie begehrte ich und dürfte ich unbegrenzt zu meinen Vergnügen nehmen, die Jungfrau, sie dürfte ich lieben, die reine romantische Liebe.

Der Lebensweg der Männer – und so auch meiner - ist es, die zwei Seiten in sich zu vereinen und zum Heiligen Liebhaber zu werden; Liebhaber die noch Jungend, noch Reife bevorzugen, Liebhaber die noch Schlankheit, noch Fülle bevorzugen, aber die nur die Frau oder Mann oder Trans lieben wollen, egal wie sie sich geben. Aber auch ist der Heilige Liebhaber nicht in Zugzwang; er muss nicht jeder lieben, aber er darf.

So ist es auch zu verstehe, dass ein Dom und Sadisten noch mehr, sehr tiefe Gefühle für Devoten entwickeln können. Herren verlieben sich in Sklavinnen und Subs. Nicht immer, aber oft.

Leider ist in der Szene vor allem Lust die Motivation. Ein Leistungsdenken nach dem  Porno-Evangelium, oder die Suche nach dem Wahren, laut Doktrin der Monogamie. Wer es sich antun möchte …

Die Suche nach Ergänzung ist es was uns treibt. Wir lieben dass was uns vertraut ist, denn wer so ist wie wir, ist nicht bedrohend. Wir lieben, dass was fremd ist und uns reizt es besitzen und lieben zu wollen; wir wollen uns teilen; nehmen und angenommen werden. Darum tut lieben weh, denn unsere Herzen sind nicht immer weiße ….

Wir sollten aber auch nicht verkrampfen; wachse, lerne und lebe; kenne dich selbst, stehe zu deiner Hang nach Liebe und Anerkennung, und nach deiner Hang zu prügeln oder dich zu fügen, wir müssen alle ganz Tapfer sein, dann wird nicht alles gut, aber wohl viel angenehmer.

Höre auf Eure Herzen, folge den Weg.

Sir Cameron - magister perennis mysticum incantatio

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