Sonntag, 19. Juli 2015

Ausbildung und Ethik im Dominion of Lord Cameron (DLC)

Seit fast zwei Jahre bilde ich aus, bilden wir als Dominion aus. Dies ist ein Prozess wo persönliche Nähe und Vertrauen zwei der Bedingungen sind – anderen wären z.B. Respekt, Offenheit und Neugierde. Eine Ausbildung von Tops oder Bottoms ist also keine Massenanfertigung, sondern entspricht mehr, wie früher bei den Zünften, ein längerfristiges Engagement zwischen Meister, Geselle und Lehrling.

Dieses Modell hat sich bisher als nicht unbedingt zeitgenössisch Herausgestellt, da es häufig an Widmung fehlt. Entgegen geläufige Meinung, dass es sich hier die Widmung zum Meister oder Dominion handelt, betrifft es im Wesentlichen die Widmung an BDSM und zwar so, dass die Asubis sich selbst, ihre Neigungen und Vorstellungen sowie ihre Grenzen kennen lernen werden. Wer sich also nicht ihr selbst wegen ausbilden lässt, versteht das Ziel nicht ganz.

Traditionell werden Ausbildungen in Gruppen und Schulen gemacht. Wenn es aber um Sex oder BDSM geht, ist jeder dazu verdonnert selbst ihr Weg zu finden. Wir vom Dominion finden dies unzureichend. Zwar darf jeder durch eine Reihe von Beziehungen dahin kommen, wo sie hin möchte, aber dadurch, dass die Beziehung meistens auch romantisch gefärbt ist, enden viele ‚Lektionen‘ mit einem Kater.

Allerdings ist klar, dass die Dominion-Ausbildung nicht um Intimität herum kommt, denn Sexualität, BDSM, sexuelle Orientierung und Neigungen sind eben sehr persönlich und intim. Es geht daher darum die Intimität zu respektieren und zu berücksichtigen. Dies sollte auch der Fall sein bei allen anderen Arten von Beziehungen wo BDSM eine Rolle spielt, doch wie es die Praxis zeigt, ist dies oft nicht der Fall.

Wo liegen die Unterschiede bei der Dominion Ausbildung?
Wer eine gute Beziehung zum (Spiel)Partner hat und sich ein wenig im Internet informiert, kann sehr vieles von was wir lehren und praktizieren auch ohne Schwierigkeiten entdecken. Jedoch, wird im Netz und auch von Meister und Herrinnen, viel erzählt, was eher die persönlich Ansichten betrifft und dies ist auch oft unvermeidbar. Eine meiner früheren Subs war riesenstolz darauf, dass sie alles in der Praxis gelernt hat, durch Schade und Schande. Ich denke, wir können auch lernen ohne negative Erfahrungen zu machen, oder diese wenigstens extrem eingrenzen. Deshalb ist der erste Unterschied den der Sicherheit.

Durch die Distanz zwischen Meister und Asubi(ne) entstehen des weiteren Freiräume die es in der klassische ‚Erziehung‘ nicht gibt. Einer der Grundsätze ist ja eben, dass es - egal ob Top oder Bottom - zuerst darum geht dein Ding zu bekommen. Für Bottoms ist es erforderlich, das Bottoming zu erlernen, für Tops ist es erforderlich das Topping zu lernen. In die klassische Erziehung geht es darum zu dienen oder zu herrschen. Dies sind aber weitestgehend bereits Handlungen die in eine BDSM-Beziehung als Rollen eingebunden sind. Es bleibt dann zu hoffen, dass die Spielpartner auch fähig sind und mal aus der Rolle fallen können.

Die Dominion-Ausbildungen sind besonders gut geeignet um das Autonome zu respektieren.  Z.B. für solche die keine klassische Beziehung haben oder anstreben. Grundlegend dafür ist  die Ansicht aus der polyamory Ethik, dass jeder Mensch eine unabhängige selbstgenügsame sexuelle Einheit darstellt. Genau dieser Punkt wird durch die Rollenverhältnisse in der klassischen Erziehung häufig ignoriert. Die Folge ist leider nur zu oft, dass Projektionen und darauf basierten Anforderungen den Partner aufgebürdet werden, unabhängig davon, ob diese das braucht.

Neben körperliche Sicherheit - die vom Ansatz her meistens schon gewollt ist, in der Praxis aber sehr fließende Grenzen hat – gibt es auch die emotionale Sicherheit. Eins der Kritikpunkte der polyamory Ethik an andere (non)monogame Modelle ist darin gelegen, dass eine Art Egoismus vorherrscht wodurch nicht alle Partner körperlich und emotional befriedigt werden. Dies hat schlicht und einfach mit Respekt zu tun; Respekt für Grenzen, Respekt für Gefühle und Empfindlichkeiten sowie Respekt für sexuelle Vorlieben oder Abneigungen.

Ein weiterer Punkt ist auf Gender- und sexuelle Identität bezogen. Vieles was nicht monogam oder heteronormativ ist, z.B. transgender, transsexuell, bi-sexuell, switch, queer, pansexuell, wird in der Szene Stiefmütterlich behandelt. Dabei sollte BDSM aber für jeden die Möglichkeit bieten ihr Ding zu finden. Aber, wie gut ich, Sir Cameron, als cisgender Sadist auch bin, eine bi-sexuelle Sub werde ich nur etwa die Hälfte geben können, obwohl weder mein Rohrstock noch Peitsche einen Gender haben, aber der kleine 'Sir'. Klar ist, dass vieles was sich ‚zwischen Homo- und Heteronormativität‘ befindet auf der Strecke bleibt. Im Dominion sind wir uns dies bewusst und streben wir mit unsere Asubis nach möglichst vollständige Erfahrungen.

Durch die feministische Prinzipien, polyamory Ethik und non-monogame Spiel- und Sexualpraxis bietet das Dominion und ihre Ausbildungen eine echte und funktionierende Alternative. Wer mit Feminismus, Gleichberechtigung, Augenhöhe und Treue die sich in Ehrlichkeit offen ausdrückt nichts am Hut hat, wird mit uns nicht klar kommen. So sei es.


Wer aber Verantwortung und Respekt bekommen möchte und auch bereit ist, dies ihre Partner(n) zu geben, mag durchaus eine Stelle gefunden haben, wo Wissen, Praxis und Spiel in einem Rahmen umgesetzt wird, wo möglichst viele Wünsche und Phantasien sicher und mit Flair zur Entfaltung kommen.

LG - Sir Cameron (DLC)