Seit fast zwei Jahre bilde ich
aus, bilden wir als Dominion aus. Dies ist ein Prozess wo persönliche Nähe und
Vertrauen zwei der Bedingungen sind – anderen wären z.B. Respekt, Offenheit und
Neugierde. Eine Ausbildung von Tops oder Bottoms ist also keine Massenanfertigung,
sondern entspricht mehr, wie früher bei den Zünften, ein längerfristiges Engagement
zwischen Meister, Geselle und Lehrling.
Dieses Modell hat sich bisher als
nicht unbedingt zeitgenössisch Herausgestellt, da es häufig an Widmung fehlt.
Entgegen geläufige Meinung, dass es sich hier die Widmung zum Meister oder
Dominion handelt, betrifft es im Wesentlichen die Widmung an BDSM und zwar so,
dass die Asubis sich selbst, ihre Neigungen und Vorstellungen sowie ihre
Grenzen kennen lernen werden. Wer sich also nicht ihr selbst wegen ausbilden
lässt, versteht das Ziel nicht ganz.
Traditionell werden Ausbildungen
in Gruppen und Schulen gemacht. Wenn es aber um Sex oder BDSM geht, ist jeder
dazu verdonnert selbst ihr Weg zu finden. Wir vom Dominion finden dies
unzureichend. Zwar darf jeder durch eine Reihe von Beziehungen dahin kommen, wo
sie hin möchte, aber dadurch, dass die Beziehung meistens auch romantisch
gefärbt ist, enden viele ‚Lektionen‘ mit einem Kater.
Allerdings ist klar, dass die
Dominion-Ausbildung nicht um Intimität herum kommt, denn Sexualität, BDSM, sexuelle
Orientierung und Neigungen sind eben sehr persönlich und intim. Es geht daher
darum die Intimität zu respektieren und zu berücksichtigen. Dies sollte auch
der Fall sein bei allen anderen Arten von Beziehungen wo BDSM eine Rolle
spielt, doch wie es die Praxis zeigt, ist dies oft nicht der Fall.
Wo liegen die Unterschiede bei
der Dominion Ausbildung?
Wer eine gute Beziehung zum
(Spiel)Partner hat und sich ein wenig im Internet informiert, kann sehr vieles
von was wir lehren und praktizieren auch ohne Schwierigkeiten entdecken.
Jedoch, wird im Netz und auch von Meister und Herrinnen, viel erzählt, was eher
die persönlich Ansichten betrifft und dies ist auch oft unvermeidbar. Eine meiner
früheren Subs war riesenstolz darauf, dass sie alles in der Praxis gelernt hat,
durch Schade und Schande. Ich denke, wir können auch lernen ohne negative
Erfahrungen zu machen, oder diese wenigstens extrem eingrenzen. Deshalb ist der
erste Unterschied den der Sicherheit.
Durch die Distanz zwischen
Meister und Asubi(ne) entstehen des weiteren Freiräume die es in der klassische
‚Erziehung‘ nicht gibt. Einer der Grundsätze ist ja eben, dass es - egal ob Top oder
Bottom - zuerst darum geht dein Ding zu bekommen. Für Bottoms ist es
erforderlich, das Bottoming zu erlernen, für Tops ist es erforderlich das Topping
zu lernen. In die klassische Erziehung geht es darum zu dienen oder zu
herrschen. Dies sind aber weitestgehend bereits Handlungen die in eine
BDSM-Beziehung als Rollen eingebunden sind. Es bleibt dann zu hoffen, dass die Spielpartner
auch fähig sind und mal aus der Rolle fallen können.
Die Dominion-Ausbildungen sind besonders gut geeignet um das Autonome zu respektieren. Z.B. für solche die keine klassische Beziehung haben oder anstreben. Grundlegend dafür ist die Ansicht aus der polyamory Ethik, dass jeder Mensch eine unabhängige selbstgenügsame sexuelle Einheit darstellt. Genau dieser Punkt wird durch die Rollenverhältnisse in der klassischen Erziehung häufig ignoriert. Die Folge ist leider nur zu oft, dass Projektionen und darauf basierten Anforderungen den Partner aufgebürdet werden, unabhängig davon, ob diese das braucht.
Neben körperliche Sicherheit - die
vom Ansatz her meistens schon gewollt ist, in der Praxis aber sehr fließende Grenzen
hat – gibt es auch die emotionale Sicherheit. Eins der Kritikpunkte der
polyamory Ethik an andere (non)monogame Modelle ist darin gelegen, dass eine
Art Egoismus vorherrscht wodurch nicht alle Partner körperlich und emotional
befriedigt werden. Dies hat schlicht und einfach mit Respekt zu tun; Respekt
für Grenzen, Respekt für Gefühle und Empfindlichkeiten sowie Respekt für
sexuelle Vorlieben oder Abneigungen.
Ein weiterer Punkt ist auf Gender-
und sexuelle Identität bezogen. Vieles was nicht monogam oder heteronormativ
ist, z.B. transgender, transsexuell, bi-sexuell, switch, queer, pansexuell,
wird in der Szene Stiefmütterlich behandelt. Dabei sollte BDSM aber für jeden
die Möglichkeit bieten ihr Ding zu finden. Aber, wie gut ich, Sir Cameron, als
cisgender Sadist auch bin, eine bi-sexuelle Sub werde ich nur etwa die Hälfte geben
können, obwohl weder mein Rohrstock noch Peitsche einen Gender haben, aber der kleine 'Sir'. Klar ist,
dass vieles was sich ‚zwischen Homo- und Heteronormativität‘ befindet auf der Strecke
bleibt. Im Dominion sind wir uns dies bewusst und streben wir mit unsere Asubis
nach möglichst vollständige Erfahrungen.
Durch die feministische
Prinzipien, polyamory Ethik und non-monogame Spiel- und Sexualpraxis bietet das
Dominion und ihre Ausbildungen eine echte und funktionierende Alternative. Wer
mit Feminismus, Gleichberechtigung, Augenhöhe und Treue die sich in Ehrlichkeit
offen ausdrückt nichts am Hut hat, wird mit uns nicht klar kommen. So sei es.
Wer aber Verantwortung und Respekt
bekommen möchte und auch bereit ist, dies ihre Partner(n) zu geben, mag
durchaus eine Stelle gefunden haben, wo Wissen, Praxis und Spiel in einem
Rahmen umgesetzt wird, wo möglichst viele Wünsche und Phantasien sicher und mit
Flair zur Entfaltung kommen.
LG - Sir Cameron (DLC)
LG - Sir Cameron (DLC)